Melodramatische Tragödie und satirische Komödie – gleich zwei kurze italienische Opernklassiker kreisen an diesem Abend um gelebte Doppelmoral und die Frage, warum wir immer wieder Dinge tun, von denen wir eigentlich genau wissen, dass sie falsch sind: Mascagnis tragische Dreiecksliebesgeschichte Cavalleria rusticana spielt in einer ärmlich-dörflichen Gemeinschaft, die streng katholische Wertvorstellungen vor sich herträgt, aber tatenlos zusieht, als zwischen einem betrogenen Ehemann und dem Liebhaber von dessen Frau ein barbarisch-archaisches Duell auf Leben und Tod vollzogen wird.
Puccinis Gianni Schicchi hingegen ist eine urkomische Erbschleicher- Komödie. Der Titelheld nimmt darin die Rolle eines kürzlich Verstorbenen ein, um auf Wunsch von dessen habgieriger Familie das Testament zu ändern. Nebenbei kämpft Schicchis Tochter Lauretta mit dem Arienhit „O mio babbino caro“ darum, Rinuccio (einen der Verwandten) heiraten zu dürfen. Der verschlagene Titelheld will natürlich auch nicht ohne einen gehörigen Erbanteil nach Hause. Mit bitterbösem Humor entlarvt Puccinis expressionistische Musik dabei die Unaufrichtigkeit der heuchlerischen Familie.