1894 – das ist nicht ohne Grund der Name des Restaurants im Theater Erfurt. In diesem Jahr eröffnete das Erfurter Stadt-Theater erstmals seine Spielzeit mit eigenem, ganzjährig engagierten Personal. Daher feiern wir 2019 zugleich auch das 125-jährige Bestehen des städtischen Orchesters und des Opernchores (ein Ballettensemble kam erst später hinzu).
Das Jubiläum bietet den Anlass für einen Blick in die facettenreiche Geschichte des Erfurter Theaters, doch wie lässt sich Theatergeschichte sinnvoll und sinnlich darstellen? Das Theaterspiel lebt von seiner Flüchtigkeit – alles, was von einer Vorstellung übrigbleibt, seien es Kostüme, Fotos, Rezensionen, Dekorationsteile usw., sind immer nur Fragmente von etwas Unwiederholbarem.
Eine historische Ausstellung muss auswählen. Man hätte die Geschichte anhand einzelner Inszenierungen oder besonderer Künstler erzählen können oder aber als Institutions- oder Baugeschichte. Die Jubiläumsausstellung „Wendestellen“ versucht einen anderen Weg. Gezeigt wird durch die Fokussierung auf sechs historische Momente, ob und wie das Theater auf herausragende gesellschaftliche Umbruchstellen reagierte, welchen Einfluss Kriege und Revolutionen auf Künstler und Besucher, Gebäude, Institutionen und Spielpläne ausübten.
Text- und Bildmaterial beschreiben das jeweilige Vorher und Nachher eines Epocheneinschnitts. Kostüme aus dem Fundus des Theaters ergänzen die Text- und Bildinformationen auf greifbare Weise. Bei jeder der Stationen steht der Besucher vor einer „Wendestelle“, versinnbildlicht durch eine Tür: Er kann sich auf der einen Seite über das Vorher informieren und dann wie eine Buch- oder Notenseite umblättern und findet auf der Rückseite der Tür das Nachher.