In der Welt von Luxus und Käuflichkeit, in der die Titelheldin Violetta verkehrt, ist Liebe nicht vorgesehen. Bewegt von ihren Gefühlen für Alfredo und ihren nahenden Tod vor Augen versucht sie, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Giuseppe Verdi stellte eine junge Frau in den Mittelpunkt seiner Oper, die vom rechten Weg abgekommen zu sein scheint.
Mit Edelprostitution, gesellschaftlichen Verwerfungen und Tuberkulose griff Verdi tagesaktuelle Themen auf, als er Alexandre Dumas’ Roman Die Kameliendame, erschienen 1848, für die Opernbühne adaptierte. Der französische Schriftsteller hatte darin das Schicksal der Kurtisane Marie Duplessis verewigt, die 1847 in Paris gestorben war. Dieser Gegenwartsbezug war im Musiktheater jener Zeit nicht üblich und verweist bereits auf den Realismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die besondere Qualität der Traviata liegt in der Tragik des Alltäglichen, die bei Verdi klare und anrührende Klänge findet. So trat das Werk bald nach der eher verhalten aufgenommenen Uraufführung 1853 einen Siegeszug um die Welt an, der bis heute währt.