Eine packende Geschichte, hautnah erzählt – eine Oper von 2019. Eine Sängerin, ein Sänger, 4 Violoncelli, kein Dirigent, WhatsApp-Nachrichten, Videoprojektionen, kurze Szenen nach einer wahren Begebenheit: Zwei Fünfzehnjährige – ein Liebespaar – laufen nach einem Streit von Zuhause weg und schließen sich in einer Jagdhütte ein. Sie posten live und interagieren mit ihren Followern in den Sozialen Medien während die Datscha von Polizei und Spezialkräften umstellt wird und die Situation eskaliert. Am Ende sind Denis und Katya tot.
In Philip Venables Kammeroper über die letzten Stunden von Denis und Katya dreht sich alles um die Idee des Storytellings im Zeitalter von Verschwörungstheorien, Trolling, Fake News, Online-Geltungssucht und -Voyeurismus. Die Grenzen zwischen Realität und virtueller Wahrnehmung, Spiel und tödlichem Ernst verschwimmen dabei zunehmend.
Eine Mezzosopranistin und ein Bariton nehmen die Perspektiven von sechs Personen ein, die die Ereignisse rund um den Tod von Denis und Katya aufzuschlüsseln versuchen. Mit schnellen harten Schnitten nach Art einer TV-Dokumentation setzt sich so nach und nach in den Köpfen der Zuschauer das Geschehen zusammen.
Auch klanglich werden die Grenzen zwischen analogen und digitalen Elementen der Oper verwischt: Live-Gesang, Schauspiel und die vier Violoncelli werden elektronisch verstärkt, zum Teil verfremdet und durch in die Komposition eingewobene Beeps und Benachrichtigungstöne ergänzt. Außerdem wurde der Whatsapp-Chatverlauf zwischen dem Komponisten und Librettisten, der den Entstehungsprozess der Oper offenlegt, zum Teil der Komposition.
Premiere / 1. Februar 2024, STUDIO.BOX
Besetzung
Mezzosopran / Ks. Katja Bildt
Bariton / Ks. Máté Sólyom-Nagy