Die chinesische Königstochter Turandot hasst alle Männer und will sich niemals einem von ihnen hingeben, um so das an ihrer Ahnfrau Lo-uling begangene Unrecht zu rächen. Allen Prinzen, die um ihre Hand anhalten, stellt sie daher drei unlösbare Rätsel. Da keiner der Bewerber die richtigen Antworten weiß, werden sie ausnahmslos dem Henker überantwortet. Gegen besseres Wissen und die Warnungen seines Vaters Timur und der Sklavin Liù wagt es der junge Prinz Calaf, sich als Brautwerber zu präsentieren. Als er wie durch ein Wunder die richtigen Antworten nennt, ist Turandot außer sich. Calaf aber ist bereit, sie von ihrem Eid zu entbinden, wenn sie ihrerseits bis zum Morgengrauen seinen Namen erraten hat. Auf Befehl Turandots wird nun im ganzen Land nach dem Namen geforscht. Liù behauptet, als einzige den Namen zu kennen. Als sie ihn unter Androhung der Folter preisgeben soll, erdolcht sie sich. Turandot, von der Liebe und Größe Liùs beeindruckt, will noch immer nicht von ihrer Haltung abrücken. Nun ist es an Calaf selbst, das Geheimnis seiner Identität zu lüften und der Liebe zum Sieg über den Tod zu verhelfen.
Über vier Jahre, von 1920 bis zu seinem Tod, arbeitete Giacomo Puccini an seinem letzten Bühnenwerk. Bei einem Treffen mit den Schriftstellern Adami und Simoni im Frühjahr 1920 wurde er auf den Turandot-Stoff aufmerksam. Allerdings wählte er nicht die originale Tragikomödie Carlo Gozzis von 1762 zur Vorlage des Librettos, sondern Friedrich Schillers Bearbeitung Turandot, Prinzessin von China (1802), in der italienischen Übersetzung des Poeten Andrea Maffei aus dem Jahr 1857. Puccini entfaltet in Turandot eine bis dahin nicht gekannte exotische Farbigkeit im Orchester – auch unter Verwendung originaler chinesischer Melodien –, die ebenso die Pracht des alten chinesischen Kaiserreichs wie die kalte Grausamkeit der Protagonistin einfängt. Die "markante, schöne, ungewöhnliche Melodie" für das geplante Schlussduett zwischen Turandot und Calaf jedoch fand er nicht mehr, er starb über der Arbeit am 29. November 1924, Turandot blieb ein Torso und erlebte posthum im April 1926 an der Mailänder Scala die triumphale Uraufführung, am Pult stand Arturo Toscanini. Die Oper zu vollenden, die Wandlung der Titelfigur vom eisigen Todesengel zu einer liebenden Frau glaubhaft darzustellen, das war Puccini nicht mehr vergönnt. Doch wurde Turandot, in den Worten des großen Opernforschers Ulrich Schreiber, "trotz des unvollendeten Zustandst nicht nur zu einem Meisterwerk […], sondern auch zu Puccinis triftigster Antwort auf Nietzsches rhetorische Frage: ‚Sind die Liebe und der Tod nicht Geschwister?'"
Premiere / 4. Juli 2013
Besetzung
Turandot Irina Rindzuner, Carter Scott | Altoum Robert Wörle | Timur Vazgen Gazaryan, Sebastian Pilgrim | Calaf Marc Heller, Sergey Nayda, Ricardo Tamura | Liù Daniela Gerstenmeyer, Marisca Mulder, Ilia Papandreou | Ping Florian Götz, Máté Sólyom-Nagy | Pang Jörg Rathmann, Thomas Stückemann | Pong Benedikt Nawrath, Marwan Shamiyeh | Ein Mandarin Juri Batukov, Sebastian Pilgrim