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Einmal Statist:in am Theater sein

2023_03_21_statistengruppe

Einmal Statist:in am Theater sein

Ein Traum, den Christiane Dietz (59) eigentlich schon immer in sich trägt. Als begeisterte Besucherin der DomStufen-Festspiele fielen ihr oft die zahlreichen Statist:innen in den Vorstellungen auf und es erwachte der Wunsch in ihr, selbst einmal in die Rolle einer Statistin zu schlüpfen. Im Dezember 2022 wechselte Christiane Dietz in die passive Altersteilzeitphase und hatte auf einmal Zeit. So viel Zeit, dass sie im Internet nach einer Beschäftigung suchte. Auch das Theater Erfurt war zu diesem Zeitpunkt auf der Suche und zwar nach 80 Bürgerstatist:innen für die Oper Die Belagerung von Korinth von Rossini. Nach einer persönlichen Kurzvorstellung per E-Mail und einem Telefonat mit Yvonne Uhlich – verantwortlich für die Statist:innen am Theater Erfurt – hatte Christiane Dietz ihre Zusage in der Tasche.

Auch Gerhard Zschach (72), den seine Enkelin auf den Aufruf des Theaters aufmerksam machte, wurde neben weiteren 78 Bewerber:innen ausgewählt. Er konnte seiner Enkelin den Wunsch, den eigenen Opa auf der Bühne zu sehen, nicht abschlagen. Die Vorfreude war riesig, auch oder vielleicht genau, weil bis zum ersten Treffen niemand wusste, was auf ihn zukommen würde.

„Wir waren für alles bereit“, bekräftigten Frau Dietz und Herr Zschach stellvertretend für alle Teilnehmer der Gruppe. Sie alle hatte die Leidenschaft gepackt und das änderte sich auch nicht, nachdem sie von den überwiegenden Boden-Szenen und der symbolischen Einmalzahlung von 50 Euro als Aufwandsentschädigung erfuhren. Bei den 50 bis 80-Jährigen war nach der ersten Probe nicht mehr ans Aufhören zu denken. Mit etlichen Knie- und Ellenbogenschonern wurden auch beschwerliche Szenen, in denen man mehrmals aus dem Liegen aufspringen und sich wieder legen musste, bestens gemeistert. Regisseurs Markus Dietz war von der Hilfsbereitschaft in der Gruppe ganz angetan. „Wir sind alle freiwillig hier und unglaublich stolz, ein Teil dieser beeindruckenden Inszenierung zu sein“, sagte Christiane Dietz. Gerhard Zschach war zudem von der ganzheitlichen professionellen Betreuung durch die Mitarbeiter:innen des Theaters Erfurt begeistert: „Unsere Kostüme waren immer in bestem Zustand und kleinere Reparaturen wurden zum Teil noch während der Vorstellung in den Pausen erledigt.“

Sechs von insgesamt acht Vorstellungen der Inszenierung Die Belagerung von Korinth liegen bereits hinter den Statist:innen. Jedes Mal ist eine unglaubliche Energie in der Gruppe zu spüren, obwohl bisher niemand eine Vorstellung aus der Besucherperspektive sehen konnte. Alle zehren von den Berichten der Freunde und Familienangehörigen, die uns natürlich auf der Bühne sehen wollen, sagt Zschach, der bereits rund 50 Freunde ins Theater Erfurt lockte. Zur letzten Vorstellung am 14. April wird sicherlich die ein oder andere Träne fließen, denn für alle steht schon heute fest, dass sich so eine einmalige Gelegenheit nicht so schnell wieder ergeben wird.

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