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Bjørn Waag im Gespräch

In der Rolle des Holländers – Antiheld und Faust der Meere

Als Mitglied im staatlichen Knabenchor des Norwegischen Rundfunks sang Bjørn Waag bereits in frühester Kindheit in vielen Opern mit. Um selbst einmal in den Genuss eines Opernbesuches in Oslo zu kommen, überredete er seine Eltern als Siebenjähriger. Gezeigt wurde Wagners Der fliegende Holländer, ein für den Operneinstieg für Kinder nicht wirklich geeignetes Stück. Dennoch verstärkte dieses Erlebnis seinen Wunsch, selbst Opernsänger zu werden.

Heute steht Bjørn Waag zum zweiten Mal als „Holländer“ auf der Bühne, was für ihn eher ungewöhnlich ist. Viele Wagner Figuren hat er während seiner 40jährigen Schaffenszeit in weit mehr als zehn verschiedenen Inszenierungen gesungen. Diese Rolle ist jedoch eine besondere Herausforderung für jeden Sänger. Waag vergleicht das Singen der Partie gern mit dem Erreichen einer Bergetappe bei der Tour de France. Für ihn geht es in der Oper am Ende aber nicht hauptsächlich um die Stimme, sondern vielmehr um die Ausdrucksstärke der Figur. Er taucht dafür in deren Psyche ein, um sich einen Zugang zu verschaffen und sie auf der Bühne lebendig werden zu lassen. Damit das gelingen kann, braucht es keine Magie, sondern jede Menge Recherchen, Proben und solide Schauspieltechnik.

„Der „Holländer“ ist ein Antiheld, der Faust der Meere, der auch einen Pakt mit dem Teufel schließt und verdammt wird“, sagt Waag. Er beschreibt ihn als ein schwarzes Loch, ein Vakuum. Man dringt nur schwer zum Kern der Figur des „Holländers“ vor, der bereits seit 400 Jahren alle sieben Jahre immer wieder aufs Neue an Land kommt, um Erlösung zu finden. Dessen wahre Erlösung kann jedoch nicht die treu liebende Frau, sondern letztendlich nur der Tod sein. Er will nicht noch eine Frau, wie Senta, mit in die Verdammnis ziehen, so wie es den Frauen vorher erging, die alle seinen Fluch nicht beenden konnten.

Die Besucher dieser klassisch romantischen Oper können sich unter anderem auf schaurige Effekte und eine höchst unmoderne, sich opfernde Frau freuen. „Das wird ein wunderbar melodiöses Opernerlebnis. Ich freue mich schon heute sehr darauf, gemeinsam mit dem wunderbaren Ensemble die gewaltigen Anforderungen dieser Oper zu stemmen. Übrigens: Der fliegende Holländer ist für alle, die Wagner nicht so gut kennen, der perfekte Einstieg“, sagte Bjørn Waag abschließend in unserem Gespräch.

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