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Der Gesamteindruck zählt

The Boys from Syracuse - Wo hört Regie auf und wo fängt Choreografie an?

Die Antwort auf diese Frage liefert die Arbeit der Musicalchoreografin Annika Dickel. Für die Musicalinszenierung von Richard Rodgers The Boys from Syracuse, kam sie auf Wunsch der Regisseurin Geertje Boeden erstmals nach Erfurt.

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Anfängliche Zweifel im Umgang mit veralteten Geschlechterrollen- und Beziehungsklischees des selten gespielten Musicals verschwanden bei der engen Zusammenarbeit mit dem gesamten Produktionsteam, den fünf festen Mitgliedern des Erfurter Opernensembles und den 13 Gastdarsteller:innen. Hauptaufgabe und persönliche Herausforderung lagen für Annika Dickel darin, die unterschiedlichen Charaktere der Handlung mit typischen Bewegungen, Tanzeinlagen sowie diversen Requisiten auszustatten, um ihre entsprechenden Rollen im Musical zu verstärken. Anders als bei einer reinen Tanzchoreografie ist eine Musicalchoreografie weniger losgelöst, sondern symbiotisch mit allen Regievorgaben für ein Stück unter Berücksichtigung der Musik verbunden.

Auf die individuellen tänzerischen Fähigkeiten der sehr heterogenen Darstellergruppe stellte sich Annika Dickel schnell ein. Sie sah Ihre Aufgabe darin, unabhängig vom jeweils vorhanden tänzerischen Background, alle Darsteller:innen persönlich zu motivieren. Jeder sollte sich in seinem eigenen Bewegungsradius ausprobieren und diesen nach eigenem Ermessen erweitern. Tonnen, Stickrahmen, Kakteen und eine Showtreppe boten dabei nützliche Anregungen, um sich tänzerisch auszuleben. Der Kammersänger Jörg Rathmann (Zauberer und Aegon) nutzte die Gelegenheit dazu und holte seine gut gepflegten Stepptanzschuhe, die er sich direkt nach der Wende in Kassel besorgt hatte und mit denen er früher sogar einige Fernsehauftritte meisterte, nach über 30 Jahren wieder aus dem Schrank. Bei den tanzenden Tonnen im zweiten Teil des Musicals ist er damit bei einer kleinen Steppeinlage zu sehen und entsprechend zu hören. Anders bei Juri Batukov, der den Herzog von Ephesus spielt. In den Proben lief er zur Höchstform auf und schwang sein Bein einmal sogar bis ans Ohr. Leider ist dieser Teil nicht in der Aufführung enthalten, zeigt aber einmal mehr, wozu ein gutes Ensemble bei der richtigen Motivation in der Lage ist.

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Rausgekommen ist am Ende eine frische, bunte und überaus amüsante Verwechslungs-Komödie, die man auf jeden Fall gesehen haben sollte. Gelegenheit dazu haben Sie bereits am 19.03.2023, um 15 Uhr. The Boys from Syracuse wird dann zum zweiten Mal in Erfurt aufgeführt.