Der zeitgenössische Komponist Steve Reich, einer der wichtigsten Vertreter der Minimal Music, dürfte so manch einem Erfurter Theaterbesucher durch seine Video-Oper Three Tales bekannt sein, die in der Studiobühne gezeigt wurde. Zu seinem 2018 entstandenen Orchesterwerk Music for Ensemble and Orchestra hat sich der Minimal-Music-Komponist von der Struktur des barocken Concerto grosso inspirieren lassen und lässt 20 Musiker:innen – jede:r von ihnen ein Mitglied des Orchesters – in verschiedenen Kombinationen solistisch hervortreten.

Ebenso von barocken Vorbilden inspiriert ist auch der Schlusssatz von Johannes Brahms’ vierter und letzter Sinfonie. Hier zitiert der große romantische Komponist ein Thema aus einer Bach-Kantate und entwickelt es zu einer Passacaglia. Über deren 30 Variationen spannt Brahms einen Sonatensatz des 19. Jahrhunderts und verbindet so auf äußerst ausgefeilte Weise die musikalische Vergangenheit mit Gegenwart und Zukunft.

Passend zum Spielzeitmotto „Uferlos“ erklingt mit Gabriella Smiths Tumblebird Contrails dazwischen ein zeitgenössisches Orchesterwerk, das von der Klangwelt am Ufer des Pazifiks inspiriert wurde. Die junge amerikanische Komponistin – eine Schülerin von John Adams –evoziert in dem 2014 entstandenen Werk das Geschrei von Küstenvögeln, Wellen- und Windgeräusche.