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Hammerhart

Vier Schlagzeuger und eine Schlagzeugerin spielen mit zehn Stahlhämmern

In Wagners Oper Das Rheingold werden viele unterschiedliche musikalische Motive verwendet. Eines davon ist das auf mehreren Ambossen gespielte Nibelheim-Motiv, das Wotans und Loges Reise in die Unterwelt von Nibelheim begleitet. Wir haben unseren Solopauker Marcel Richter gefragt, wie das mit den Ambossen in Erfurt funktioniert.

Im Original hat Wagner die Stelle für 18 Ambosse geschrieben. Obwohl das Motiv, das die bedrohliche Atmosphäre Nibelheims spürbar machen soll, in der Erfurter Inszenierung in aufgeteilten Stimmen auf fünf Ambossen gespielt wird, verliert es nicht an Lautstärke oder Wirkung. Das liegt insbesondere an der sorgfältigen Auswahl des Materials. Gespielt wird auf fünf Metallplatten, die mit zehn handelsüblichen, identischen Stahlhämmern angeschlagen werden und für besseren Klang auf einer Schaumstoffunterlage liegen. Die Platten aus Stahl wurden in der Schlosserei des Theaters Erfurt zusammen mit Solopauker Marcel Richter, Stellvertreter Jean-Pierre Lim und Schlagzeuger Kilian Hartig unter die Lupe genommen, getestet und angepasst. Millimeterarbeit war hier gefragt. Die Länge der Stahlplatten bestimmt den Ton. Schon wenige abgesägte Millimeter verändern die Klänge um mehrere Tonschritte, wobei längere Platten tiefe und kürzere Platten höhere bzw. hellere Töne erzeugen. Auf das feine Gehör von Kilian Hartig konnte man sich verlassen und nach zwei Stunden harter Arbeit in der Schlosserei waren die benötigten Stahlplatten auf den Ton genau zugeschnitten.

Tim Waizenegger (Akademist), Marius Fink (Schlagzeuger Loh-Orchester Sondershausen), Irina Kohl (ehem. Schlagzeugerin Loh-Orchester), Dimitrij Nedelev (Solopauker Theater Rudolstadt), Matthias Näfe (Schlagzeuger Luftwaffenmusikkorps Erfurt), Kilian Hartig, Jean-Pierre Lim und Marcel Richter (Theater Erfurt) werden die Vorstellungen in rotierender Besetzung in besonderer Erinnerung bleiben.

Oft stehen die Ambosse bei den Inszenierungen auf der Hinterbühne oder hinter dem Orchestergraben und man sieht die Musikerinnen und Musiker nicht. In Erfurt sind alle fünf vom Bauchnabel bis zu den Schultern in großen, schwarzen Mänteln in der Nibelheim-Kulisse zu sehen – der Fokus liegt auf ihren Händen, die das Schmieden der Nibelungen imitieren sollen. Für einige Takte sind im Großen Haus nur die Hammerschläge zu hören, bis das Orchester unter Leitung von Pedro Halffter rhythmisch exakt mit dem gleichen Motiv wieder einsetzt.

Gruppenfoto (Steffi Becker) v.l.n.r.: Marius Fink, Irina Kohl, Tim Waizenegger, Dimitrij Nedelev, Marcel Richter
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