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Das perfekte Musical

Vier erfolgreiche Probenwochen für Anatevka

Die Probebühne des Theaters Erfurt wurde in den letzten vier Wochen zum zweiten Zuhause für die Musicaldarsteller:innen von Anatevka. Bis auf drei Sonntage wurde hier jeden Tag gesungen, gesprochen, geschauspielert und natürlich viel getanzt. Im Gespräch mit Rainer Zaun, der im Wechsel mit Ks. Máté Sólyom-Nagy den jüdischen Milchmann Tevje spielt, erfuhren wir spannende Details und jede Menge Insiderinformationen von den Proben.

Anatevka ist für mich das perfekte Musical, es hat einfach alles. Lustige und traurige Szenen mit Tiefgang, wunderschöne und gleichzeitig sehr anspruchsvolle Musik, viele Tanzszenen und große Dialoge, die schauspielerisch gestaltet werden“, sagt Rainer Zaun. Er empfiehlt jedem das weltberühmte Broadwaymusical, das sein Publikum durch den Wechsel von heiteren und traurigen Momenten fesselt und Spannung von der ersten bis zur letzten Minute verspricht.

In Ulrich Wiggers Neuinszenierung des Musicals Anatevka steht trotz des aktuellen politischen Bezugs der Unterhaltungswert absolut im Vordergrund. „Wir haben ein beeindruckendes Bühnenbild von Leif-Erik Heine und historische Kostüme von Jula Reindell, bei denen es uns wichtig war, dass sich trotz der politischen Situation Hoffnung und Lebensfreude widerspiegeln. Die Choreografien von Kati Heidebrecht sind Tänze und Bewegungen, an denen alle Schtetlbewohner beteiligt sind – das ganze wunderbare Solistenensemble und der hochmotivierte Chor – dadurch kommt dieses besondere Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb des jüdischen Schtetls in einer enormen Intensität zum Ausdruck“, erklärt der Regisseur Ulrich Wiggers in einem Interview mit Sylvia Obst vom Stadtmagazin tam.tam.

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Foto: Lutz Edelhoff | Rainer Zaun spielt den jüdischen Milchmann "Tevje"
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Probenfoto: Lutz Edelhoff | Hannah Miele als "Hodel", Ks. Máté Sólyom-Nagy als "Tevje"

In den Proben lässt Wiggers die Sängerinnen und Sänger ihre Rollen zunächst sprechen, um ein Gefühl und einen Zugang zum Text und zur jeweiligen Figur zu finden. Beim Auswendiglernen helfen Rainer Zaun sein Gehör und sehr oft auch seine Familie und Freunde, die die Texte der jeweils anderen Figuren des Stückes als Audiodateien einsprechen. Vor allem bei langen Autofahrten hat sich diese Lernmethode bewährt, bei der man parallel zum Zuhören ungestört laut mitsprechen oder mitsingen kann. Einziger Nachteil: Es gibt mehr Blitzerfotos, auf denen Rainer Zaun mit weit geöffnetem Mund total einfühlsam zu sehen ist. Kein Wunder, denn beim Singen taucht er oft ganz in seine Rolle ein und übersieht schon mal die eine oder andere Geschwindigkeitsbegrenzung.

Energie steckt er auch in den Tanz. Er zählt sich selbst in der Musicalsprache zu den "Movern" und nicht zu den "Dancern", tanzt und bewegt sich schon immer sehr gerne. Während der Proben aber lernt er nach eigener Aussage Musik und Texte wesentlich schneller als lange Choreografien.

Die Doppelbesetzung der Figur Tevje ist für Rainer Zaun kein Problem: „Man hat weniger die Verantwortung, alle 20 Vorstellungen hintereinander zu spielen, sondern hat auch mal einen Tag Pause, um sich zu erholen. Schwieriger ist der Probenprozess. Hier braucht man eigentlich mehr Zeit, um seine eigene Figur zu kreieren und zu entwickeln, denn jeder drückt Emotionen und bestimmte Charaktereigenschaften einer Figur anders aus“. Es sind genau diese feinen Unterschiede in der Darstellung der Figur des Tevje, die es am Ende für das Publikum zu entdecken gilt.

Wir bedanken uns für das interessante Gespräch, wünschen eine erholsame Sommerpause und sehen uns spätestens im August bei den DomStufen-Festspielen wieder.