Wie jedes Jahr ziert das Herbstlese-Motto auch 2025 ein Fragezeichen. Es erscheint in dieser Saison besonders geboten, verbinden die meisten Menschen doch mit der Machiavelli zugeschriebenen Sentenz „Der Zweck heiligt die Mittel“ die Legitimation zynischer Machtpolitik und fragwürdiger Handlungen. Aber diese höchst brisante ethische Frage lässt sich viel umfassender verstehen: Was ist, wenn der Zweck kein moralisch zweifelhafter, sondern ein durch und durch guter ist, sind dann nicht alle Mittel erlaubt, ja geradezu „geheiligt“? Oder ist der Satz nicht eher als Einladung zu begreifen, die eigene Verantwortung immer wieder neu zu reflektieren; wohl wissend, dass wir uns stets in einem Spannungsfeld zwischen Ideal und Wirklichkeit bewegen? Welche Mittel sind vertretbar? Gibt es Grenzen, die wir auch im Namen eines guten Zwecks nicht überschreiten dürfen? Oder ist es manchmal unmoralisch, nicht zu handeln, nur weil der Weg zum Ziel nicht immer der reinen Lehre folgt? Das sind nicht nur Fragen der Philosophie, sondern auch der politischen Debatte. Sie finden sich zwangsläufig auch in der Literatur.
Wir freuen uns sehr auf die Begegnungen mit Ihnen, liebe Gäste, bei der 29. Erfurter Herbstlese und laden Sie herzlich ein. Bis bald!
Dirk Löhr
Vorsitzender des Vereins Erfurter Herbstlese e.V.
Monika Rettig
Programmleitung Erfurter Herbstlese
Juliane Güttler
Geschäftsführung Kultur: Haus Dacheröden