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Außergewöhnliches Glockengeläut

Drei Plattenglocken für Tosca und ein Kanonenschuss

Glocken sind nicht nur akustische Wahrzeichen einer Stadt, sondern auch ein kulturelles Phänomen, das die Menschen seit jeher begeistert. Schon vor über 100 Jahren läuteten die Glocken das Finale des ersten Aktes von Puccinis Oper Tosca ein. Und 85 Jahre später ist es der Schlagerhit Die Glocken von Rom, der die besondere Stimmung und den Zauber dieser Klänge auch in der Popkultur bekannt macht.

Zu besonderen Anlässen erklingt in Erfurt die größte freischwingende mittelalterliche Glocke der Welt. Der außergewöhnlich klare Klang der Gloriosa ist aber auch direkt im Theater Erfurt zu hören, und zwar ab dem 28. September bei jeder Tosca-Vorstellung. Wie das geht, ohne die 11 Tonnen schwere Gloriosa zu bewegen und zum Klingen zu bringen, erklärt uns Solopauker Marcel Richter.

Im Orchestergraben hängen zwei unterschiedlich lange Stahlplatten nebeneinander, die die Töne „b“ und „f“ wiedergeben, und eine weitere, sehr große Platte hängt in einem zusätzlichen beweglichen Gestell. Genau diese große Stahlplatte lässt beim Anschlagen das tiefe „e“ wie die Gloriosa erklingen. Die drei Plattenglocken und ihre Halterungen haben einen Wert von 26.000 Euro und sind eine Leihgabe des Theaters Meiningen. Ein großer Dank gilt dem dortigen Solopauker Till Smigai, der diese Leihgabe ermöglicht hat. Gespielt werden die Plattenglocken mit speziellen Stahlklöppeln, die je zur Hälfte mit Filz und Leder überzogen sind und so je nach Bedarf härter oder weicher anschlagen. In jedem Fall ist das richtige Gefühl gefragt, was bei einem Gewicht von gefühlten 5 Kilogramm gar nicht so einfach ist. Die Plattenglocken werden wie vor über 100 Jahren am Ende des ersten Aktes und im dritten Akt von Tosca eingesetzt.

Die Schlagwerker Jean-Pierre Lim und Kilian Hartig müssen neben den Plattenglocken auch die Röhrenglocken und die Hirtenglocken spielen sowie das Abspielgerät für die Kanonenschüsse bedienen. Denn neben dem Kirchengeläut gehören auch Kanonenschüsse zur Inszenierung. Kanonen gibt es auf der Engelsburg in Rom, wo sich eine der dramatischen Szenen im letzten Akt von Tosca abspielt.

Es herrscht also Hochbetrieb im Orchestergraben und hinter der Bühne. Die Röhrenglocken werden nach dem ersten Akt hinter die Bühne gebracht, wo sie im dritten Akt zusammen mit den sechs Hirtenglocken zum Einsatz kommen. Das Publikum erlebt den Klang unzähliger Kirchenglocken und ist gefühlt hautnah dabei, wenn der Maler Mario Cavaradossi, Toscas Geliebter, von einem Erschießungskommando hingerichtet wird.

Wir freuen uns schon sehr auf die Premiere von Tosca und bedanken uns für die spannenden Einblicke hinter die Kulissen mit der Schlagzeuggruppe.

Glocken02
Fotos: Steffi Becker | Marcel Richter, Solopauker des Philharmonischen Orchesters Erfurt