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Ich bin dann mal weg

Ein Abschied mit vier Zugaben

Samuel Bächli dirigiert sein letztes Sinfoniekonzert

Mit Monteverdis L’Orfeo gab er 2007 sein Debüt am Theater Erfurt, zwei Jahre später wurde er Erster Kapellmeister. Seit dieser Zeit arbeitete Samuel Bächli mit drei verschiedenen Generalmusikdirektor:innen zusammen und übernahm selbst von 2012 bis 2014 kommissarisch diese Position. Nun verabschiedet er sich mit einem sehr persönlichen Sinfoniekonzert.

Obwohl Samuel Bächli seit 2020 offiziell im Ruhestand ist, war er in den vergangenen zwei Jahren regelmäßig für das Theater Erfurt aktiv, sei es als musikalischer Leiter eines Sommerkonzertes im Theatrium oder als Sprecher beim Online-Projekt Die Perser. In der vergangenen Spielzeit kehrte er dann mit einer Mozart-Oper in den Orchestergraben zurück: Le nozze di Figaro wurde nachgeholt. Auch das Abschiedskonzert musste aufgrund der Corona-Beschränkungen verschoben werden. „Am Programm hat sich allerdings überhaupt nichts geändert“, versichert Bächli auf Nachfrage.

Geboren im schwedischen Uppsala, wuchs er in Zürich auf, wo er Klavier bei Walter Frey und Dirigieren bei Ferdinand Leitner studierte. Nach dem Klavierdiplom setzte er seine Dirigierstudien bei Otmar Suitner in Wien fort. Engagements als Kapellmeister führten ihn 1985 nach Gelsenkirchen, 1986 nach Wiesbaden, 1991 nach Ulm und 1995 erneut nach Gelsenkirchen, wo er von 2001 bis 2008 als Musikdirektor tätig war.

Als Erster Kapellmeister in Erfurt übernahm er unter anderem die musikalische Leitung von Das Käthchen von Heilbronn, Lulu, Boris Godunow, Robert le Diable, Lady Magnesia, La clemenza di Tito, Giulio Cesare, Rigoletto, The Turn of the Screw, Hercules und Roméo et Juliette. Außerdem leitete er die Uraufführungen der Opern Gutenberg von Volker David Kirchner und Das Waisenkind von Jeffrey Ching und bei den DomStufen-Festspielen Händels Messias, Webers Freischütz sowie Verdis Troubadour und I Lombardi.

Auf der Studiobühne dirigierte er eine Reihe von Kammeropern in eigenen Bearbeitungen, die sich großer Beliebtheit erfreuten: Die MeistersingerInnen nach Wagner, Triumph der Liebe mit Musik von J. S. Bach, Der Ring des Nibelungen (an einem Abend), Die Krönung der Poppea und Die Heimkehr des Odysseus.

Seine Vorliebe für komische Bühnenstoffe offenbarte er mit seinen Ausflügen vom Dirigentenpult zum Regietisch. 2015 gab er mit Offenbachs Pariser Leben sein Debüt als Regisseur. 2018 folgte die Inszenierung der Oper La Calisto von Francesco Cavalli. Bei Don Pasquale 2019 im Großen Haus übernahm Bächli dann sogar Regie und musikalische Leitung, ein Kraftakt, dem er viel Positives abgewinnen konnte: „Das war sehr anstrengend, hat aber außerordentlich viel Spaß gemacht, vor allem, weil ich mit den vier wunderbaren Sängern sowohl szenisch, als auch musikalisch arbeiten konnte.“ Auch Sinfoniekonzerte leitete Bächli regelmäßig und hatte dabei Gelegenheit, viele Werke aufzuführen, die ihm am Herzen lagen, darunter je vier Sinfonien von Bruckner und Mozart. Auch setzte er in jedem Konzert mindestens ein Werk aufs Programm, das nach 1900 komponiert worden war.

Der studierte Pianist war und ist zudem ein gefragter Kammermusik-Partner und wird sicherlich auch künftig immer wieder in Erfurt im Konzert zu hören sein.