Dramatische Szenen in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Heute fasziniert an den Werken von Hector Berlioz vor allem das, was bei seinen Zeitgenossen Irritationen und Ablehnung auslöste – das Ungezügelte, Ausufernde seiner Phantasie. Sein Wesen prädestinierte ihn gerade für die Auseinandersetzung mit dem als hochromantisch empfundenen Faust-Stoff. „Höllenritt", „Chor der Höllengeister" und „Marguerites Verklärung" griff er in seiner Faust-Adaption wieder auf. Mit grandiosem Orchesterapparat und großartigen Chorszenen vermochte er, Visionen des Infernalischen und sphärenhafte Klänge zu erzeugen.
So frei er mit dem Handlungsgerüst von Goethes Dichtung auch umging, dem Geist des Werkes fühlte er sich verpflichtet: die Sinnsuche des Menschen zwischen Lebensgier, Berufung und Moral. Auch Berlioz' Faust erwacht mit der frühlingshaften Natur zu neuem Leben bis er durch eine kriegerische Szenerie aus seinem Überschwang in Depressionen verfällt. Erst ein Osterchoral wandelt seine Traurigkeit in freudige Erwartung und macht ihn bereit für Mephistos Angebot, ihm die „wahrhaftige Welt" zu zeigen. Nach dem Besäufnis in Auerbachs Keller weckt der große Verführer Mephisto in Faust die Sehnsucht nach der schönen jungen Marguerite. Fausts Verlangen wird so stark, dass er sich nun uneingeschränkt der Führung Mephistos ausliefert. Todesvisionen gehen der ersten Liebesnacht voraus, die alle Skrupel hinwegschwemmt. Marguerite bringt ein Kind von Faust zur Welt. Vereinsamt und geächtet tötet sie es. Mephisto hilft Faust, sich aller Verantwortung zu entziehen. Ein Chor der geretteten Seelen enthebt die Kindsmörderin wie den Egomanen aller Schuld und Verdammnis.